Samstag, 9. Juli 2016

Österreich - meine Geduld auf die Probe gestellt


Tag 65 - 83 (10.6. bis 28.6.)
Hike: 340km
Fly: 413km

Flug von Fanas auf Xcontest
Flug vom Hochtor auf Xcontest
Flug von der Lackneralm auf Xcontest
Flug vom Rest. Himmelbauer auf Xcontest
Flug vom Lachriegel auf Xcontest


Mit einigermassen gutem Flugwetter müsste Österreich wohl in gut einer Woche zu durchqueren sein, hab ich mir so gedacht. Doch ich gönnte mit 19 Tage lang Knödel, Wienerschnitzel und Kaiserschmarrn - was für eine Geduldsprobe! Wie so oft in den letzten Jahren verwöhnte auch dieser Juni das Fliegerherz nur selten. Aber mal der Reihe nach....

Der Flug aus der Schweiz mit seinem harzigen Start entwickelte sich dann im Tagesverlauf ganz nett und zeichnete hübsche Cumulus mit anständiger Basis. So überlegte ich vor dem Brenner bereits wie und wann ich den Gerlospass knacke. Tja, wenn man gedanklich zu sehr in der Zukunft weilt, fehlt die Präsenz im nächsten Schritt - so versenkte ich mich unnötig am Brenner und gönnte mir nochmals ein paar Höhenmeter zu Fuss, um aus dem Venntal rausfliegen zu können.
das macht Freude

Den Besuch von Insbruck hab ich wegen zuviel Verkehr auf der Brennerhauptstrasse gestrichen und die trockene Übernachtung im Schmirntal (der passendere Name wäre wohl Schirmtal gewesen - hopla, hat das geschüttet) war Illusion, da alle Möglichkeiten geschlossen waren. So blieb noch der Winterraum auf dem Tuxerjoch, der doppelt versprochen offen sein müsste. Der war aber ebenfalls verriegelt - ist ja auch nicht mehr Winter, oder?! Der Omega wärmte und mein multifunktionaler Regenschutz spielte wiedermal Haustür.
die Tür war hielt dicht nur das Dach leckte
was für ein Gaudi!

Die folgenden Tage waren eher Frust, weil die Wetterprognosen viel schlechter waren als die wirkliche Entwicklung und auch die Mittelfristprognose kaum einen vernünftigen Flugtag in Aussicht stellte.
Nach 2 1/2 Tage Mayrhofen im Wellnesstempel hatte ich genug geschwitzt und eingeweicht und zog trotz miesen Aussichten weiter.
offensichtlich fliegbar - allerdings hätte ich die Landung 5min später nicht sehen wollen...
Der leicht föhnige Tag bot viel Turbulenz und wenig steigen - doch immerhin erreichte ich Innertal am Gerlospass und war bereit für 2-3 Wandertage durch den Pinzgau.
Föhntag am Gerlossee
Eigentlich hatte ich mir vorgenommen Schlechtwetterphasen auszuharren, denn in den Alpen laufen macht wenig Sinn, wenn man eine Tagesstrecke in 2 Stunden erfliegen kann. Doch ich brauchte Bewegung und wenigstens brachten mich die erwanderten Kilometer in diesem Ost-Westtal auch vorwärts.
spannender Arbeitsplatz
fast wäre ich schneller in Zell am See gewesen
Das nächste Ziel war die Schmittenhöhe oberhalb Zell am See aber es passte, dass genau am Tag als ich da war, eine Rettungsübung mit Hubschraubern statt fand und der Berg fürs freie Fliegen gesperrt war. Nun ja wenn man mal im Flow ist...
dafür gab es Frühstück am See und neue Pläne
So entschied ich mich mit 1 1/2 Pausentagen in Richtung höchsten Österreicher weiter zu wandern, denn so langsam schien sich die Wetterlage zu bessern. 
damit macht man in Österreich Emmentaler
Zum Glück war mieses Wetter beim Aufstieg auf der Grossglockner-Hochalpenstrasse so hielt sich der Verkehr in Grenzen und spät am Abend klarte es gar vollständig auf - kurzes soaren um die Edelweissspitze mit grandiosem Licht- und Wolkenspiel - Balsam für das Fliegerherz!
Mein neues Zusatzmodul - die Schneefallgrenze war mal auf 2300m prognostiziert
doch zum Glück präsentierte sich der Abend dann so
Die Blechlawine begleitete mich dann nur kurz bis zum Hochtor, wo ich dem getümmel fliegend entfloh. Zwar gab es zu viele Abschattungen für einen weiten Flug aber die gut 20km waren spannend.
kaum Sonne machte das Fliegen umso spannender
Der Startplatz Marterle oberhalb Rangersdorf schien mir ein guter Ausgangspunkt für meine Weiterreise - Eile war nicht gerade angesagt, da die Basis vielerorts noch im Keller war.
die hohen Berge blieben vorerst eingehüllt
Mittagessen beim Himmelbauer mit Lande- und Startplatz nebenan
Die erste Talquerung bei Semslach missriet und ich kämpfte mich mühsam wieder hoch, doch so richtig weg kam ich dann erst nach dem Mittagessen. Frisch gestärkt mogelte ich mich dann um die hohen Berge weiter Richtung Murtal und sog die abwechslungsreiche und wunderschöne Landschaft auf - da war ich nicht zum letzten mal!

ohne Worte
Als sich der Tag dann zu ende neigte, landete ich top und hoffte, dass die Prognosen für den folgenden Tag stimmten.
Nachtlager
Mit etwas geknorze und Glück flog ich anfangs gegen Wind und Sonne weiter über himmlische österreicher Alpen via Paltental, Eisenerz bis nach Langenwang.
Eisenerzabbau
Hochschwabregion
Es sollte der letzte Flug bis zur Slowakischen Grenze bleiben, zuviel Wind und Lufträume, zuwenig Startmöglichkeiten und eine traurige Nachricht aus der Heimat hielten mich am Boden.
schlimmer Finger

Eisenstadt... ziemlich ausgestorben - war wohl zu heiss

man sieht es nicht gut aber die Spitze des Flügel rechts hat wohl gebrannt - fragt mich nicht, wie das geht



Freitag, 1. Juli 2016

Die Schweiz fliegend verlassen

Genug aufgefuttert und gewartet - es zieht mich weiter!
Tag 61-65 (6.6.-10.6.)
Hike: 93km
Fly: 87km



Es begann mit einem tiefbasigen und labilem Tag aber gut genug für einen Versuch von der Krienseregg. Die Wetteraussichten sind zwar auch nicht berrauschend aber wenn's einem weiterzieht...
da kann man doch nicht warten oder?
Mit dem eher frühen Start, der tiefen Basis und einer Priese Ungeduld, legte ich bereits nach der Seequerung in Meggen einen Zwischenstopp ein. Genug früh, um einen neuen Anlauf von der Seeboden zu starten. So kam ich dann in den Genuss via Rigi - Rossberg - Einsiedeln in die Linthebene zu fliegen. Das hat sich also doch noch gelohnt.
Schlafplatz mit Dach gesucht
Am 2ten Tag zwang mich der leichte aber hartnäckige Westwind zu einer weiteren Wanderung als geplant und ich verpasste damit das Startfenster für die Toggenburg-Route.
auf zum Tanz
So flog ich schliesslich an den Walensee um den drohenden CBs im Säntisgebiet zu entkommen. Erstaunlicherweise fiel bis zum Abend kaum ein Tropfen auf meinem Weg nach Walenstadt, trotz zeitweise bedrohlicher Kulisse.
Walensee zur Abwechslung mal aus Bodenperspektive
Eine Walenstädterin meinte dazu trocken: "wohrschinli wohnid do ebe die bessere Lüüt". Im Volksmund wird Luzern ja als "Schüttstein der Nation" betitelt... Ich verschwieg lächelnd meine Herkunft ;)
Nun gab's keinen Grund zur Eile, die Wetterfrösche stiegen in den Keller statt die Leitersprossen hinauf. Wenigstens sollte der Freitag etwas Licht am Horizont bringen - also gemütlich nach Fanas in die Startlöcher pilgern.
Wenn die Wetterfrösche im Keller sind
Regenwandern macht die Gedanken frei. So erinnerte ich mich vor Jahren mal was von Sofa-surfen gehört zu haben. Mit kurzem gegoogle und einer Anmeldung bei couchsurfing.com, startete gleich eine Übernachtungsanfrage in der Region Landquart. Mal sehen, ob das so spontan funktioniert - denn auf meiner Art zu Reisen, ist es eigentlich nur an Regen-/Wandertagen möglich zu planen, wann ich wo sein werde. Ob ich in nützlicher Frist Antworten bekomme? Ein paar Stunden später hatte ich ein Bett zugesichert und durfte eine grosszügige, unkomplizierte und offenherzige Familie besuchen. Vielen vielen Dank für die unglaubliche Gastfreundschaft Hansruedi, Andrea und Elena - ihr seid schlicht grandios!
Da das Berggasthaus Sassauna keine Übernachtung anbot, kam ich bei Röbi im Plandadein unter. Wer mal ein paar Flugtage in Fanas verbringen will, diese Adresse kann ich wärmstens Empfehlen - man kann da übrigens auch in die Bahn aufs Eggli zusteigen. Was ich natürlich nicht tat sondern zu Fuss Richtung Sassauna hochstieg. Der Tag hatte deutlich mehr Potential als ich erflogen habe. Irgendwie war ich nicht so ganz auf der Höhe. Aber nach einigem hin und her, rauf und runter schaffte ich es die Schweiz via Rotbühelspitze zu verlassen.
und dann gings dann doch noch...